Musik
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Pierre Bosolum
"danzas de pesadilla" |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Texte aus täglichen Träumen, aus der Schwebe gerissen. Inspiration hält inne, unausweichlich das Ende vom Sonnensystem - ein Blitz zerschlägt das fragile Konstrukt - von allen ist dieser Moment der alles Entscheidende.
Klavier, Gesang, Loop Maschine und Pauke! In dieser aufgetanen Welt zelebriert nun das Klavier Brüche und Wendungen, getrieben von Latin Beats und 5/8 Takten. Expressiver Gesang in Höhen und Tiefen durchschreitet traumwandlerisch die Wortendlosketten sinngebend und nehmend von allen die da sind oder noch kommen. Plötzen in plötzlichen Pfützen reflektieren Leuchtreklame. Manchmal beim Spielen fühlt es sich an wie nach der Entdeckung einer neuen Pflanzenart oder eines Hellristnings an einem Felsspalt der bisher dem Auge verborgen war und 1000 Jahre bis hierher gewartet hat. |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
"Klangmagier spielt Federball" (Rezension) | "Er kann lauter" (Konzertrezension) |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
"Klänge aus Auspuffrohr und Blechdose " (Konzertrezension) | "Klangwelten kommen auch aus dem Auspuff " (Konzertrezension) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Klang-Magier spielt Federball |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
In aller Seelenruhe zwingt ein Mann im schwarzen T-Shirt Kunststoffbänder durch Pappwände, hängt sie auf an einem Seil, das hinter der KAOS-Seebühne von Baum zu Baum gespannt ist. So entsteht sie nach und nach, die Bühnenrückwand. Die, das offenbart sich Schritt für Schritt, nicht nur den Raum für das Konzert von Pierre Bosolum am Donnerstag Abend bildet, sondern zur Halterung wird von Scheren, Messern, Metalldeckeln, einem Federballschläger. Bosolum hantiert mit Klebeband, hängt auf was nach seiner Meinung dort zu hängen hat und scheitert bisweilen an der Schwerkraft, legt dann unverdrossen noch etwas Kleber nach. Und das Publikum darf sich fühlen wie bei einem kuriosen Atelier-Besuch - und sich fragen, was diese Versuchsanordnung mit dem Konzert zu tun hat, das hier gleich beginnen soll. Kurz gesagt viel. Die ausführliche Antwort gibt der Künstler und Musiker Bosolum überzeugend in den kommenden gut eineinhalb Stunden. Da zaubert er als Klang-Magier aus Alltagsgegenständen Rhythmen und Melodien und singt mit einer erstaunlich variablen Stimme, die sich von heiserem Sprechgesang über röhrendes Bluestimbre bis in die Kopfstimme nach oben schraubt. Sein spannendstes Klangwerkzeug: ein selbstgebautes Saiteninstrument, aufgespannt auf einem Metallrohr, gut für metallisch klingende Akkorde, asiatisch anmutende Tonverzerrungen, Schrammelrhythmen. Und die Texte, nicht weniger erfinderisch als die Instrumente, sind meist nur zu erfühlen, nicht zu verstehen. Bosolum bedient sich einer Fantasiesprache, die bisweilen phonetisch bei einem vernuschelten Südstaatensumpf-amerikanisch abgelauscht scheint, kurz darauf aber auch - wer will schon ahnen, mit wem Bosolum im Bunde steht - von Trollen abstammen könnte. |
Das erinnert an dadaistische Lautgedichte und geht weit schwerer über die Lippen, als es sich anhört. Da passen die Silben, der Sprechrhythmus wird zum Beat. Und es steckt eine feine Komik darin, wenn Bosolum mit großem Ernst und Nachdruck in seine Klangebilde eine scheinbar erklärende Phrase in unverständlichen Worten einflicht. Herzstück des Klangapparats - wenn man so will der Zauberstab des Magiers - ist ein Loop-Gerät. Beiläufig bedient es der Musiker, legt Schicht über Schicht. Eine geflüsterte Phrase, ein schamanischer Schrei, das helle Klicken einer zuschnappenden Gartenschere, der Anschlag an ein mit Wasser gefülltes Becken, das Surren eines kleinen Ventilators. Dazu greift er immer wieder in die Tasten seines E-Pianos oder zur Gitarre. Zumindest diese beiden konventionellen Instrumente lässt Bosolum zu, spielt Akkordfolgen, findet zu Melodien, singt dazu. Das ist oft gefällig, melodiös, nimmt den Hörer mit jenseits der Faszination über die ungewöhnliche Genese der Musik. Das klingt in den rundesten Momenten, als sänge Joe Cocker zu neuen Soundtüfteleien von Moby. Wenn's zu rund wird, folgt der nächste geniale Unfug. Bosolum spielt mit sich selbst Federball. Ein Tonabnehmer am Schläger sendet die Treffer an die Boxen. Dabei gerät auf der engen Bühne einiges durcheinander, ein Mikrofonständer stürtzt. Ein wenig unbeabsichtigter Slapstick eben - eingewoben in einen erfrischenden musikalischen Abend zwischen Kinderei und Genialität. Dimo Rieß
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Klänge aus Auspuffrohr |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
MUSIK Zwischen Geräusch, Melodie und Improvisation - das Leipziger Multitalent Pierre Bosolum gibt ein faszinierendes Konzert in der kühlen Marienkirche Von OLIVER SPITZA |
Kreuzrippengewölbes". Es scheppert, klappert, läutet knistert, klopft, tutet, stampft, trommelt. Daraus wächst ein ganz ungewöhnlicher Klangteppich. Hauptsächlich sitzt Pierre Bosolum am Elektropiano, ab und zu springt er auf und bringt sein ungewöhnliches Sammelsurium an Instrumenten Marke Eigenbau zum Klingen und Schwingen, den "Rest" macht eine Live Loop Maschine, die alle Geräusche in Endlosschleifen mischt, sortiert trennt und wiederholt. Dazu die wandel- wie wunderbare Stimme des Leipzigers in einer offensichtlich ausgedachten Sprache. Sie flüstert, gurgelt, improvisiert, schreit, spricht, singt oder echolotet skurrile Texte. Man muß sich auf diese faszinierende Mischung aus Schamanengesang, Kirchenlied, aus Pink Floyd und Jazzimprovisation einfach einlassen, dann erschließen sich Geheimnis und Schönheit solcher mystischen Klangwelten. "Ich bin von der Fülle an Kreativität und Musikalität völlig begeistert", freute sich Gastgeber und Kirchenkantor Hannes Ludwig über diese abendliche musikalische Entdeckungsreise. Uckermark Kurier, 13.Juli 2010 |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Prenzlau, Juli 2010 St.Marien
Backdrop: Figurengruppe frei nach W. A. |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Leipzig, Juli 2009 Luftbad im Kosmoshaus | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Er kann lauter |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Von Leipzigs schönster Open-Air-Bühne, gelegen auf dem Balkon der Kosmoshaus-Sauna eingangs der Gottschedstraße, genießt der Betrachter eine wunderbare Aussicht auf die Innenstadt. Nach dem Beginn des Konzerts von Pierre Bosolum sind Optik und Gehör jedoch komplett vom künstlerischen Geschehen in Anspruch genommen.
Von LARS SCHMIDT |
Interessant sind vor allem die selbst gebauten Instrumente, allen voran das Xoxtar, eine Art Sitar auf einem Auspuff mit einer Blechdose als Resonanzkörper. Man kann es zupfen, aber auch auf den Boden schlagen, es wie ein Waschbrett spielen oder die Stahlspitze geräuschvoll auf einen Blechteller rammen. Bosolum schafft das irgendwie alles gleichzeitig. Sehr witzig kommt der elektronische Badmintonschläger, der hübsch klingt, wenn ihn der Federball trifft. Bosolum spielt dieses sportive Instrument durchaus anmutig bis er den Klangball in der Dachrinne versenkt. Als sich die Glocke der Thomaskirche gegen den ungewohnten Pegel aus dem Salon Luftbad zur Wehr setzt, antwortet der Künstler selbstbewusst mit seinem Becken: Er kann lauter. In der Tat kulminieren die Stücke regelmäßig in energetische Klangorgien, Bosolum geht völlig aus sich heraus und versinkt dabei im eigenen Geräuschorkan. Die Technik verhindert meist das Schlimmste und kollabiert gnädig, bevor es die Gehörgänge der Gäste tun. Dann erwacht der Meister aus der Trance und die Stimme aus dem Erdinneren sagt: "Scheiße". Hilfsengel Gunter muss ran und flicken, was bald wieder extatisch zerstört wird. Im Publikum wechseln Erstaunen und Entsetzen, man grooft begeistert mit oder kichert entspannt. Keiner langweilt sich bei den weit über zwei Stunden dieser Performance, Pierre Bosolums fast greifbares Charisma nimmt die Zuschauer einfach mit. Höchst vergnügter Beifall am Ende (die Technik streikt jetzt komplett) und ein Ausklang mit traumhaftem Rundblick. Leipziger Volkszeitung, 29.Juli 2009 |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Leipzig, April 2008 Museumsnacht im Völkerschlachtdenkmal |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zeitz, April 2008 St. Stephanskirche | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Klangwelten kommen auch aus dem Auspuff von Angelika Andräs Man vergisst, wie fröhlich Musik sein kann. Musik, Klänge, manchmal auch nur Geräusche. Und vor allem ahnt man ja gar nicht, womit man das alles erzeugen kann. Nicht "man" sondern Pierre Bosolum, der verrückte Musiker aus Leipzig. Der kann das. 32 Rohre zu einer Orgel verbauen und als Trommel eingesetzen, einen Badmintonschläger mit Tonabnehmer zum Klingen bringen. Und dann ist da noch ein alter Auspuff, umgebaut in einen sitarähnlichen "Xoxtar", der sich tontechnisch gut einsetzen läßt. Bosolum dirigiert dieses skurrile Orchester und bringt es selbst zum Klingen. Jeder Titel ist Überraschung, ist Spass am Klang, der entspanntes Lachen und ein gutes Gefühl erzeugt. Und dann ist da noch die Überraschung, wenn Bosolum noch ein anderes Instrument einsetzt, seine Stimme nämlich. Die ist wandlungsfähig, spielt bei Improvisationen und kreativen Einsätzen voll mit. Wobei die Nummern am Klavier, meist mit Gesang, die Ruhepunkte sind. Zwischen kreativen Höhenflügen von mitunter ungewissem Ausgang darf sich der Zuhöhrer dann erholen. Oder besser gemeinsam mit Bosolum neuen Anlauf zur nächsten Entdeckungsreise nehmen. Der Abend in der Stephanskirche ist Pfarrer Köppen zu verdanken. Er und Bosolum kennen sich seit zehn Jahren. Irgendwie wurde es da Zeit für dieses Konzert. Und irgendwie auch für das Duett des Abends. Das Publikum darf sich auch was wünschen", meinte Bosolum nämlich, "zum Beispiel ein Duett mit dem Hausherrn. "Wer das, den gelungenen Abend und damit ein wundervoll klangvolles Erlebnis, verpasst hat, kann Pierre Bosolum zur Museumsnacht in Leipzig am 26. April im Völkerschlachtdenkmal erleben. Mitteldeutsche Zeitung, 17 April 2008 |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
backfish | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
www.bosolum.de: all copyrights by P. Bosolum 2023 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||